Ohne Wind
Ohne Wind kennzeichnet das zu bewältigende Problem sehr gut.
Noch zu Zeiten der P-Liner, als Dampfmaschinen die Welt industralisierten, waren Matrosen der Auffassung, dass man dampfbetriebene Windmühlen an Land aufstellen sollte, um Wind für Segelschiffe in Flauten zu liefern!
Bei Katamaranen ist das Motorengewicht das Hauptproblem.
Refit der Elektrik 2020
- Absterben im Leerlauf
- Überhitzung
- Schneller Verschleiß der Keilriemen
- Motorvibrationen
sind alle auch nach 300h in 15 Monaten nicht aufgetreten. Im Gegenteil: mit der größeren Schwungmasse durch die riesigen Lichtmaschinen ist der Motorlauf wesentlich ruhiger geworden. Die Motordrehzahl wird beim Zuschalten der Limas um 800 UpM abgesenkt; rechnerisch nehmen sie von den Maschinen etwa 8 -10 PS Leistung weg. Dies fällt bei Marschfahrt nicht ist Gewicht, damit diese Leistung beim Manövrieren im Hafen trotzdem zur Verfügung steht, können wir die LiMas elektrisch am Steuerstand abschalten.
Leichtwindsegeln unter Maschine:
Im Laufe der Zeit haben wir für das Segeln bei wenig (2-5 Kn) Wind eine sehr effiziente Technik entwickelt. Wir fahren Code 0 und Großsegel dicht geholt und lassen die gegenüberliegende Maschine im Over Drive und Lademodus mitlaufen. Bei etwa 1800 Touren haben wir dann eine Bootsgeschwindigkeit von 6 – 7 kn. Das würden wir nur mit Motor oder nur mit Segel keinesfalls erreichen. Die Kombination von Motor und Wind verdoppelt also gleichzeitig unsere Geschwindigkeit und unsere Reichweite.
Um ganz ohne Wind unser Mindest-Soll von 5 kn pro Stunde zu halten, reicht eine Maschine völlig aus. Die zu korrigierende Abdrift von 2° fällt kaum ins Gewicht, da wir unter Maschine die Schwerter komplett aus dem Wasser nehmen und so den Wasserwiderstand verringern.
Daggerboards /Schwerter:
Die Schwerter sind ein großer Vorteil beim Segeln. Wir segeln in etwa bei
- 60 % ohne Schwerter auf Raumem Kurs 100° – 160°
- 30% mit halben Schwertern bei halbem Wind 70° – 100°
- 10% mit Vollen Schwertern hoch am Wind 40° – 70°
Mit Wind von Achtern segeln wir nur, wenn wir bei der Kurswahl begrenzt sind und die Tide gegenan läuft.
Einsatz beider Maschinen
Beide Maschinen fahren wir, um gegen die Tide und Wind gegen an zu kommen, wenn sich das Kreuzen nicht lohnt oder wenn der Kurs ständig wechselt, wie in Flüssen oder im Watt. Und natürlich bei Hafenmanövern.
Dabei sind unsere beiden Steuerstände sehr hilfreich. Sie machen es möglich, an beiden Seiten das Anlegemanöver genau zu sehen. Unter Maschine im Hafen werden die Ruder wenig benutzt, da sie bei langsamer Fahrt keine Ruder-Wirkung entfalten. Beim Manövrieren und Anlegen mit Katamaranen habe ich mir angewöhnt, mit nur einer Maschine die Richtung vorzugeben; die andere Maschine stützt die Richtung. In engen Kurven ist es besser, mit der Innenmaschine vorsichtig achteraus zu geben, als mit der Außenmaschine mit mehr Gas zu fahren. Mit etwas Übung kann man einen Kat mit abwechselndem, gegenläufigem, Vor-und-Zurückgeben sogar seitwärts gegen den Wind anlegen. Im Wind halten funktioniert rückwärts am besten. Bei Hafenmanövern fahren wir unsere Schwerter auf volle Tiefe von 190cm, wenn es die Wassertiefe zulässt.
Reaktion bei Maschinenausfall:
Sehr spannend wird es, wenn eine der beiden Maschinen unerwartet ausfällt. Das muss man vorher geübt haben.
Mit dem Ruder im Speichengriff wird die Ruderlage extrem schnell auf vollem Ausschlag gegeben und die noch laufende Maschine nur sehr behutsam gefahren.
In einer niederländischen Schleuse, in der die Maschine nicht mehr anbekam, reichte das Gegensteuern mit dem Ruder nicht mehr aus. Dort musste ich hart Vollgas geben bei voll gelegtem Gegen-Ruder und dann abwechselnd langsam rückwärts ausgleichen, um danach wieder voll vorwärts zu geben. Dabei baute sich, während das Boot S-Kurven fuhr, langsam die Geschwindigkeit auf, die für Ruder-Wirkung notwendig war.
Einen anderen Weg haben wir auf unserer 2000 Seemeilen langen Reise nach Portugal genutzt. Auf dieser Tour fiel die frisch gewartete Steuerbord-Maschine aus unerfindlichen Gründen schon im Ärmelkanal aus und schien sich nicht mehr reparieren zu lassen. Wir mussten dann entscheiden die Reise in Brest abzubrechen oder mit nur einer Maschine weiter zu fahren. Was wir dann auch taten, denn auch andere Schiffe fahren mit nur einer MAschiene über die Biskaya 😉
Coole Hafentricks mit Dinghi:
Für Hafenmanöver haben wir dann beim Einlaufen das 8 PS Dinghi an das Steuerbord-Heck unter den Rumpf geriggt. das es im Hafen beim Drehen des Schiffes helfen konnte. Dafür muss das Dinghy rechtzeitig mit Motor ins Wasser gelassen werden, am Rumpf der defekten Maschine angebunden werden. Das Beiboot wird von einem geschulten Crewmitglied gesteuert und es muss ständig Blick-Kontakt gehalten werden, da bei Wind und Maschinenlärm keine akkustische Verständigung möglich ist.
Mit den vereinbarten Kommandos in Zeichensprache haben die Hafenmanöver wunderbar geklappt: voll voraus, voll rückwärts, Maschine nach steuerbord oder backbord. Wir haben so elegant an- und abgelegt und keine einzige Schramme ins Schiff gefahren.
Für die zahlreichen Beobachter im Hafen war das Manöver fast schon magisch: Beim Anlegen dachten die Leute, meine Tochter würde mit dem winzigen Beiboot das ganze Schiff bewegen, da bei dem Lärm des Außenborders natürlich niemand mitbekam, dass ich mit der Backbordmaschine immer noch die Hauptlast bewegte.