Navigation

Orientierung auf See und sichere Fahrt

Navigations-Equipment an Bord

Die Navigation auf unserem Kat wurde im Lauf der Zeit entwickelt und optimiert. Altgeräte wurden ausgetauscht, manche bestehenden Instrumente und Sensoren wurden soweit möglich in die neuen Bord-Netze integriert und verrichten zuverlässig ihren Informationsdienst.
Auch manches Neue ergänzte das Navigations-Equipment
  • Raymarine-Autopilot mit Fernsteuerung
  • Drei Raymarine-Kartenplotter innen und außen
  • Raymarine Quantum Radar
  • Navigations-Computer mit Time Zero
  • AIS Klasse A
  • Raymarine-Windmesser
  • 2 Tiefenmesser
  • 2 Silva Multicontrol
  • Zwei Speedometer (Raymarine und Silva) im BB und STB-Rumpf
  • 4 GPS-Antennen für diverse Geräte
  • VHF-Ukw Funkstation von Simrad (Küstenfunk)
  • Kurzwellen-Funkstation mit Erdung im Rumpf und freistehender 7 m Antenne (Weltweiter Funk auf KW)

Von der Papierkarte, Bäckernavigation über Funknavigation bis zur Plotter-und Computer-Navigation

Bäckernavigation

Als ich mit dem Segeln auf gecharterten Schiffen begann war die Bäckernavigation ein oft praktiziertes Verfahren. Auf dem Ijsselmeer folgte man Bojen in Sichtweite bis zum Hafen, legte irgendwie irgendwo an und ging zum Bäcker. Auf der Brötchentüte konnte man den Standort dann nachlesen.

Klassische Navigation

Scherz beiseite: Papierkarte, Logge, Fernglas und Kompass waren die Grundlage sauberer Navigation. Wer sich auskannte hatte noch ein Lotgewicht mit Lotspeise und konnte so gut einschätzen, wo er war.
Jedes Seezeichen wurde identifiziert und diente der Positions-Einschätzung.
Besonders das Fahren im Watt mit wechselnden Strömen, Sandbänken und Nebel schulte das Gefühl für Vorankommen und Position. Ich lernte die Tiefen ein zu schätzen anhand der Kräuselung des Wassers in Abhängigkeit von Windrichtung und vermutetem Strom. Gezeitenkarten waren zwar sehr grob konnten aber durch die persönlichen Notizen in den Navigationskladden wertvoll ergänzt werden. Bei der Überfahrt nach England fuhren wir bewusst einen etwas falschen Kurs und bogen dann, sobald wir die Küste sehen konnten in die richtige Richtung ab. Hätten wir exakt auf das Ziel navigiert, hätten wir nicht gewusst, wo es denn lag – rechtsrum oder linksrum?  

Erste Funk-Navigation

Dann kam die Funk-Navigation hinzu, mit Hilfe von Kreuzpeilungen auf Kurzwellen-Peilsendern. Kopfhörer und ein wissender Gesichtsausdruck beim Drehen an der Kreuzrahmen-Peilantenne gehörten zum magischen Auftritt des Navigators.

Die darauffolgende elektronische Navigation mit Loran-Sendern und den dazugehörigen Karten war eine Wissenschaft für sich.
Alles wurde einfacher und meist auch genauer durch die ersten GPS-Empfänger, die die Koordinaten wiedergaben. Von dort bis zu den heutigen Plottern war es noch ein langer Weg. Auf hoher See habe ich beim Segeln auf den Kanaren noch mit Sonnen-Schuss, Chronometer und Tabellen meinen Standort mit dem Sextanten bestimmt. Bei den ersten Malen war ich etwa 100 sm genau. Erst nach wochenlanger täglicher Übung bin ich auf 5 sm genau geworden und war darüber sehr stolz. Die Krönung dieser Astro-Navigation war ein Ephemeriden-Taschenrechner, der mit einem Programm nach Eingabe der Winkel und Zeiten die Standortkoordinaten berechnete. Der kleine Zauberrechner vergaß leider manchmal beim Batteriewechsel sein Programm und musste dann eingeschickt werden. Noch heute besitze ich diesen Sextanten. Leider hat man mir letztes Jahr meinen russischen Schiffs-Chronometer geklaut. Die Ephemeriden-Tabellen gibt es auch nur noch zum Runterladen im Internet.

Seekartennavigation, Zirkel, Logbuch
Seekartennavigation, Zirkel, Logbuch
Steckenmessung mit der Logge mit Geschwindigkeitsanzeige
Steckenmessung mit der Logge mit Geschwindigkeitsanzeige
Postionsbestimmung mit dem Sextanten
Postionsbestimmung mit dem Sextanten

Von der Papierkarte, Bäckernavigation über Funknavigation bis zur Plotter-und Computer-Navigation

Wir haben an Bord eine Regel, die heißt: Redundanz

Als Plotter und für die laufende Navigation nutzen wir Time Zero (früher MaxSea) Software auf einem Windows Rechner. Als Industrie Standard mit 4xi7 Prozessoren, fest eingebaut, ohne Kühlung und mit SSD Speichern.

Damit sind alle Raymarine Informationsquellen wie Wind, Tiefe, Speed sowie AIS verbunden und dargestellt.
Das Wetterrouting erfolgt auch darüber mit zwei verschiedenen Datenquellen: Seaman Wetterprognose aus Kiel und das Time Zero Weather Routing aus den USA. Die Seekarten sind von Navionics.

Als 1. Backup
dient der Raymarine Axiom Radarplotter ebenfalls mit Seekarten von Navionics und mit Verbindung zu allen Datenquellen sowie im Netzwerk mit den zwei kleineren Plottern, die an beiden Steuerständen fest installiert sind.

Als 2. Backup
dienen 3 verschiedene IPads die mobil innen und außen an den Steuerständen installiert werden können. Auf Ihnen lässt sich die Raymarine Navigation spiegeln.

Meist nutzen wir die Navionics Software für das Autorouting und die Planung der Gezeiten beim Trockenfallen. Sollte ich noch einmal wählen können, würde ich wahrscheinlich den ganzen Raymarine-Kram einsparen und mit einem Furuno-Radar ausschließlich auf Time Zero fahren und die IPads als Backup haben.

Routen und Wetterplanung mit Time Zero und Wettterdaten von Wetterwelt
Routen und Wetterplanung mit Time Zero und Wetterdaten von Wetterwelt
Neuer Kartenplotter von Raymarine. Redundante Navigation mit PC und iPad
Neuer Kartenplotter von Raymarine. Redundante Navigation mit PC und iPad

Gute Erfahrungen mit dem iPad

Als wir 2012 mit der Roter Sand im St Lorenz Strom Richtung Quebec navigiert haben, nutzten wir eine vergleichbare Ausstattung. Im St. Lorenz gibt es Zonen im Strom, da liefen bei ablaufenden Wasser (Ebbe) 14 kn Strom gegenan und bei auflaufendem Wasser 7 kn Strom gegenan. Wir waren also mit unsrer klassischen Traditions-Ketsch immer vor Anker schneller als unter Maschine und/oder Segeln.

Die einzige Möglichkeit, überhaupt vorwärts zu kommen, war das Nutzen der Nehrströme zwischen den Felsen auf der 5-m-Linie. Jedoch die Empfehlung des Lotsen aus der Großschifffahrt lautete: „Keep a minimum distance of two miles from the rocks!“ – dann legte er sich schlafen. Ich pirschte mich unter vollen Segeln und mit AK voraus an die Felsen, kam immer wieder in die Nehrströme und schaffte dadurch bis zu 80 sm am Tag. Gelernt hatte ich diese Technik vor Jahrzehnten beim Segeln im Piraten auf dem Niederrhein gegen den Strom und um die Buhnen herum.

Um diese Kanutaktik sicher auszuführen, braucht man sehr genaue Karten und die exakte Position. Dabei war mein kleiner iPad 2 der genaueste. Auf Ihm war die 5-m-Linie klar zu erkennen und die Position entsprach genau dem, was man draußen an Gurgeln und Glucksen wahrnehmen konnte. Seit dieser Erfahrung habe ich den iPad und die dazu passende Navionics App immer dabei.

Auf dem Gerät lauft auch die Map-Software von NV Charts. Die passt gut zu den Papierkarten, die wir von NV an Bord haben und es gibt sie kostenlos beim Kauf der Papierkarten dazu. Die eingescannten Karten sind jedoch den Vektorkarten von Time Zero im täglichen Betrieb deutlich unterlegen.

Time Zero PC-Software

Für uns ist das Time Zero Programm so hilfreich, weil es die Möglichkeit hat, den anderen Verkehr mit der Funktion „Closest Point of Approach“ (CPA) genau einzuschätzen und Kollisionsgefahren zu vermeiden. So bemerken wir auch die kleinsten Kursänderungen der Großschifffahrt auf unsere Annäherung nach Kontakt mit unserem aktiven Radarreflektor.

Radar Raymarine Quantum II

Als Ergänzung dient mir dann das Radar zum Erkennen von kleinen Fahrzeugen und Fischern ohne AIS sowie größerem Treibgut. Das digitale Raymarine Quantum II Radar mit Dopplerfunktion hat eine ausgezeichnete Auflösung und zeigt  Fahrzeuge und Tonnen bis auf 10 m Distanz an. Das ist im dicken Nebel und nachts in engen Fahrwassern sehr hilfreich. Dabei unterscheidet der Plotter feste und bewegte Ziele (in Vorausfahrt und als Entgegenkommer). Auch kann man die CPA Funktion einsetzen, aber immer nur für einzelne markierte Ziele. Beide Systeme zusammen geben vor allem nachts ein sicheres Bild von der Umgebung.

Zusammen mit dem Funk in Griffweite sitzt man bei uns auf dem Skipper-Stuhl sehr bequem und kann das Schiff so vor dem Wetter geschützt steuern. Nähern wir uns dem Ziel, wechseln wir nach draußen
auf die Fahrstände an BB oder Stb je nach Approach.

Grundsätzlich läuft unsere Navigation in 5 Schritten ab.

  1. Ziel festlegen: Richtung, Land und mögliche Hafenprioritäten, geplante Distanz und die nötige Reisezeit in Bandbreiten ermitteln. Autorouting und Überprüfung der besten Strecke nach navigatorischen Gesichtspunkten (Verkehr, Risikogebiete, Sperrzonen, Interessantes)
  2. Wetterrouting nach drei Systemen (Seaman Wetterwelt Kiel; MaxSea / Time Zero; Marinetraffic Prognose), 3 Tage die Tendenzen beobachten und dann den Startzeitpunkt ins Auge
    fassen.
  3. Schiff und Crew vorbereiten, frisch verproviantieren, Systemcheck, Diesel und Wasser bunkern.
  4. Abfahrtzeit genau festlegen, ausklarieren und ablegen. Navigation entsprechend der Realität regelmäßig (mindestens immer beim Wachwechsel) überprüfen.
Wetterrouting und Streckendiskussion auf der Roter Sand
Wetterrouting und Streckendiskussion auf der Roter Sand
Neuer Kartenplotter von Raymarine. Redundante Navigation mit PC und iPad
Neuer Kartenplotter von Raymarine. Redundante Navigation mit PC und iPad